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Auf der Suche nach SELBSTVERANTWORTUNG

Ein Blick zurück auf den 6. Lernkulturtag vom 02. März 2018 von Leah Marzloff, Soziologin, Greenpeace Energy eG, Hamburg
Ich lasse meine Gedanken kreisen.

Immer noch fasziniert von dem liebevoll gestalteten Lernkulturtag, der mir mit seiner Leichtigkeit und Intelligenz, Raum zur persönlichen Entfaltung und Entspannung bot, stelle ich fest, wie tief die Frage nach der Bedeutung von Selbstverantwortung in mir nachwirkt. Die kurzen Ansprachen der Redner in Erinnerung rufend, in denen sie erste Denkanstöße zum Thema darlegten, bin ich spürbar überrascht, wie gut deren individuellen Impulse mit meinen Alltagsgedanken übereinstimmen.


Gedanken, die fest zusammenhängen mit den allgegenwärtigen Veränderungsprozessen, in denen wir uns als Teil des 21. Jahrhunderts befinden. Dass wir inmitten dieser Herausforderungen, durch ständiges Hinterfragen und Reflektieren, aber auch selbst Teil der Lösung sind, zeigte die Firma schrempp edv. Nach einem schweren Schicksalsschlag übernahmen Brigitta Schrempp und Stefan Basler ohne zu zögern die Geschäftsführung des Unternehmens, führten es gemeinsam mit ihren Mitarbeitern zu neuem Erfolg und streben nach all den Jahren danach, Verantwortung stets neu zu bewerten und auszurichten. Trotz meiner Bewunderung diesem beeindruckenden Lebenswerk gegenüber, spüre ich, dass die Frage nach der Definition von Selbstverantwortung für mich unbeantwortet bleibt.

 

Ich lasse meine Gedanken kreisen. Immer wieder lasse ich den Tag Revue passieren, doch die Masse meiner Überlegungen überflutet mich. Allein die Frage, wo meine Selbstverantwortung verankert liegt und wo ich hin will, scheint mich vor unüberwindbare Herausforderungen zu stellen. Um meiner selbst Herr zu werden, versuche ich strategisch vorzugehen. Die eben noch im »Raum der Stille« erlernten Atemübungen helfen mir, mich auf meine Mitte zu konzentrieren und die Menschen um mich herum ruhiger, aber auch meine Gedanken leiser werden zu lassen. Ich fange an, mir zuzuhören. Ehrlich und aufrichtig, lasse ich jeden noch so seltsamen Gedankengang zu. Immer mehr kristallisiert sich ein Modell meiner Persönlichkeit heraus und zeigt auf, wo meine Fähigkeiten, meine Stärken und Verantwortungsbereiche liegen. Dann wird mir klar, dass mich der Lernkulturtag auf genau diese Selbsterforschung vorbereitete.

 

Unterbewusst war ich, durch den ständigen, spielerischen Austausch mit den Teilnehmern, den Gruppengesprächen, in denen wir über die eigenen Fähigkeiten, Wirkungen oder Defizite sprachen, bis hin zu dem Versuch, unsere Gedanken bildhaft auf einer Leinwand darzustellen zur ständigen Selbstreflexion angehalten. Vielleicht will uns der Lernkulturtag genau dies mit auf den Weg geben – dass Selbstverantwortung ein tiefgreifendes Konzept ist, die Wirklichkeit zu sehen, welches sich durch unsere eigenen Entscheidungen, in einem permanenten Transformationsprozess befindet. Dabei gilt es, sich von fremdgesteuerten Eigenschaften oder Ansichten zu lösen und unsere tägliche Entwicklung in Selbstbestimmung und mit Freude zu gestalten.

 

Wir dürfen nicht nach der Definition von Selbstverantwortung fragen, wir müssen tief in uns hineinblicken und uns in unserer individuellen Selbstverantwortung finden. Dies mag im ersten Moment einfach klingen, doch hierauf gibt es keine Paradeantwort und auch sind gewonnene Erkenntnisse nicht in Stein gemeißelt. Ich zum Beispiel, weiß nur, dass ich nach Orientierung in meinen Wertvorstellungen, Überzeugungen und Herzensangelegenheiten suche. Demnach scheint Selbstverantwortung für mich im ersten Schritt zu bedeuten, mir meiner Gefühle und Emotionen bewusst zu sein und für meine innere Einstellung Verantwortung zu tragen.

 

Loszulassen und die zu Eigen gemachten Angelegenheiten zurückzugeben, gehört dabei ebenfalls dazu. Klarheit über den Rahmen meiner Ressourcen zu erlangen, bedeutet dabei keinesfalls eine Einschränkung meiner Handlungsspielräume. Vielmehr ermögliche ich mir, meine Potenziale gezielt freizusetzen, was wiederrum zu Neuem mobilisiert. Und dies ist der entscheidende Erfolgsfaktor zu mehr Bereitschaft und wachsender Motivation, Verantwortung zu übernehmen, ob im Privat- oder Berufsleben.

 

Selbstverantwortung ist so gesehen also ein nie abgeschlossenes Training unserer inneren Einstellung und der Entdeckung des Reichtums unserer Gedanken. Mit diesem Vertrauen, muss ich nach außen wirken. Nur so können Freunde, Familie oder Vorgesetzte angemessen auf mich reagieren und mich weiter in meiner Selbstverantwortung stärken. Und genau hier besteht die Chance, den Kreislauf zu schließen, denn in selbstverantwortlichem Leben und Arbeiten sind Sinn, Motivation und Freude am Erfolg verankert.

 

Wir alle sind angehalten, unsere Ansätze neu zu überdenken, um uns den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen und bestmöglich entgegenzuwirken. Es ist schön, dass Sie alle bereits Teil dieser Lernkultur sind!

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